“Wie seltsam und vertraut mir Altes Lager als Kind vorkam. Im Wochenrhytmus fuhren wir zu meinen Großeltern und durchquerten Altes Lager auf der einzig offenen Straße. Links und rechts waren Mauern und dahinter eine weitgehend unbekannte Welt. Diese unbekannte Welt zeigte sich mir als Kind meist nur in Form von Militärkolonnen durch das Dorf meiner Großeltern oder Düsenjägern am Himmel, die die mit einem ohrenbetäubenden Getöse der Treibwerke auf sich aufmerksam machten. Ich als im Garten spielendes Kind blickte nach oben und kam mir so winzig vor.
Die zügige Durchfahrt durch Altes Lager wurde meist nur dann unterbrochen, wenn wir im Sommer am Eiscafé Mischka hielten. Das Eiscafé befand sich im Ort selbst, an der schnurgeraden Durchfahrtsstraße. Das Eis dort habe ich noch in guter Erinnerung, genauso diese seltsame Welt, in der wir uns in diesem Moment befanden. Nach der Wende war alles zwar irgendwie offener, aber Altes Lager blieb noch für einige Jahre ein sowjetischer Militärstützpunkt. Erst nach dem endgültigen Abzug der Truppen kehrte Ruhe ein, im wahrsten Sinne des Wortes, denn plötzlich fehlten mehrere Tausend Einwohner. Das hat man schon gemerkt.”
Holger (34 Jahre)
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