Mein Leben als „Russenkind“ [Folge 3]

Location: Königsberg

 

„Mein Name ist Regina Wagner, geb. Fahrendorf, und ich berichte hier über mein Leben als so genanntes „Russenkind“.

Nachdem meine Mutter gestorben war und mein russischer Vater in die Sowjetunion strafversetzt wurde, lebte ich bei meiner Oma Johanna. Doch schon bald sollte ich abgeholt werden, aber meine Oma flüchtete mit mir in den Wald. Dort haben wir uns einen Tag und eine Nacht versteckt. Glücklicherweise durfte meine Oma dann doch die Vormundschaft für mich übernehmen und sie bekam für mich die Halbwaisenrente. Ich wuchs dann im Dorf Herzsprung auf und hatte eigentlich eine glückliche Kindheit. Ab der 4.Klasse mussten wir ins Nachbardorf Königsberg in die Schule. Wir sind da täglich vier Kilometer durch den Wald gelaufen. Im Wald haben wir dann öfters russische Soldaten getroffen, die sich gefreut haben, wenn sie uns gesehen haben. Wir haben uns auch gefreut, denn wir bekamen manchmal Abzeichen von ihnen. Als wir gesehen haben, wie sie im Wald hausten, waren wir geschockt. Sie schliefen in einfachen Erdlöchern, die irgendwie wie Buden aussahen, wie sie sich Kinder beim Spielen bauen.

Als ich in die 6.Klasse kam, sind wir nach Stahnsdorf südlich von Berlin gezogen. Je älter ich wurde, umso häufiger dachte ich an meinen Vater. Ich durfte jedoch niemanden erzählen, dass mein Vater ein sowjetischer Soldat war. Meine Oma hatte große Angst, dass uns das Nachteile bringen würde. Doch schon als Kind hat mir das keine Ruhe gelassen und ich habe auf Friedhöfen den Namen gesucht oder in Kirchen die Pfarrer angesprochen, ob sie etwas wüssten. Meine Versuche stießen stets auf Ablehnung, was sehr enttäuschend für mich war.

Würde ich jemals etwas über meinen Vater herausbekommen?“

Regina Wagner

[Fortsetzung folgt]

Hier geht es zur Folge 1

Hier geht es zur Folge 2

Weitere Informationen zum Thema auf der Website vom Verein “Russenkinder e.V.”

 

regina wagner schulkind

 

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