Der sowjetische Ehrenfriedhof im Rathenaupark in Hennigsdorf nördlich von Berlin ist Zeugnis der heftigen Kämpfe in der Hauptstadtregion im Frühjahr 1945. Neben namentlich bekannten Gefallenen sind hier auch viele anonym bestattet worden.
Der Hennigsdorfer Rathenaupark mit seinem sowjetischen Ehrenfriedhof bildet das südliche Ende der Innenstadt. Im Hintergrund erheben sich breits die Schornsteine eines riesigen Werksgeländes.
Hennigsdorf nördlich von Berlin ist einer der Orte, deren Einwohnerzahl erst durch die Ansiedelung großer Industriebetriebe sprunghaft anwuchs. Aus dem einst eher verschlafenen Örtchen an der Havel wurde eine bedeutende Industriestadt vor den Toren der Hauptstadt. Die ortsansässigen Fabriken waren im Nationalsozialismus als Rüstungsbetriebe vor allem während des Zweiten Weltkrieges von großer Bedeutung. Zum Kriegsende lebten knapp 8.000 Ausländer als Zwangsarbeiter oder KZ-Häftlinge in Hennigsdorf, darunter auch viele Bürger aus der Sowjetunion.
Noch aus einem anderen Grund hatte die Stadt bei der finalen Schlacht um Berlin im Frühjahr 1945 eine gewisse Bedeutung. Die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Havel stellte für die vom Osten vorrückende Rote Armee bei der Schließung des Ringes um Berlin ein Hindernis dar.
Bis zum 21.April wurde in den Fabriken normal gearbeitet und die Kinder gingen in die Schulen. Als die sowjetische Rote Armee kurz vor der Stadt stand, zogen viele deutsche Soldaten in Richtung Westen ab. Die Elbe und damit der Wirkungsbereich der Westalliierten war nur rund 100 km von Hennigsdorf entfernt. Angesichts der Verbrechen an der Ostfront bevorzugten die deutschen Soldaten eine Gefangennahme durch die Westalliierten. In der Stadt selbst blieben zahlenmäßig eher wenige deutsche Militärangehörige zurück, die die Hauptaufgabe hatten, die Übergänge über die strategisch wichtige Wasserstraße zu sichern und die Brücken zu sprengen.
Am 22.April erreichten polnische und sowjetische Truppen die Stadt Hennigsdorf. Obwohl die Brücken gesprengt wurden, begannen sowjetische Pioniere bereits am Abend mit dem Bau von Behelfsbrücke. Schon am nächsten Morgen konnten die sowjetischen Truppen mit ihren Panzern den Fluss überqueren. Im Laufe des 23.Aprils wurde die sowjetische Präsenz in Hennigsdorf immer stärker. In den nächsten Tagen kam es immer wieder zu teilweise heftigen Kämpfen oder Angriffen von deutschen Tieffliegern mit zahlreichen Opfern auf beiden Seiten, bis die Stadt und Umgebung Ende April endgültig in sowjetischen Händen war.
Wie an anderen Kriegsschauplätzen wurden die Kriegstoten zunächst provisorisch bestattet und anschließend umgebettet. Im Jahr 1947 entstand der sowjetische Ehrenfriedhof im Rathenaupark mit über 300 Grabstätten. Auf acht Tafel stehen die Namen von etwa 210 Soldaten. Rund 120 Rotarmisten sind hier jedoch anonym bestattet. Nicht alle sind bei den direkten Kampfhandlungen gestorben, denn einige sind noch an den Folgen ihrer Verletzungen verstorben.
Eine ausführliche Chronik zu den letzten Kriegstagen in Hennigsdorf gibt es hier.
Infobox
Sowjetischer Ehrenfriedhof Hennigsdorf (Советское воинское кладбище Хеннигсдорф)
16761 Hennigsdorf
Anfahrt: S-Bahnhof "Hennigsdorf" oder Bus "Am Rathenaupark"
52°37'54.3"N 13°12'22.2"E
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