Zwischen dem Strausberger Platz und dem Frankfurter Tor sollte die Stalinallee das erste große Prestige-Bauprojekt in der DDR werden. In den 1960ern wurde der Boulevard als Karl-Marx-Allee weitergebaut. Die Magistrale ist eine architektonische Zeitreise in die Vergangenheit.
Im Frühjahr 1945 wälzten sich endlose sowjetische Panzerkolonnen aus dem Osten kommend langsam vorwärts in das Zentrum Berlins. Die finalen Kämpfe um Berlin sorgten hier in Friedrichshain für einen enormen Zerstörungsgrad. Nach dem Krieg sollte hier eine riesige Baustelle enstehen, doch zunächst wurde die Große Frankfurter Straße 1949 in Stalinallee umbenannt. Mit der Umbenennung war der Weg für das erste große städtebauliche Prestigeprojekt in der jungen DDR bereitet.
Die noch nicht ganz geteilte deutsche Hauptstadt stand bereits im Schlaglicht des Kalten Krieges – und der wurde auch architektonisch ausgefochten. Mit der Stalinallee wollte sich die DDR als überlegenes System präsentieren. Gebaut wurde im Stil der „Nationalen Bautradition“, bei dem der so genannte sowjetische Zuckerbäckerstil der Stalin-Zeit mit preußisch-deutschen Bautraditionen kombiniert wurde.
Tatsächlich waren die so gennanten „Arbeiterpaläste“ mit ihren komfortablen Wohnungen für die von den Entbehrungen der Kriegs- und Nachkriegszeit gezeichneten Bevölkerung Vorboten einer besseren Zukunft. Die Verheißungen sollten sich jedoch nicht flächendeckend erfüllen. Der Stalinallee fehlte eine städtbauliche Verbindung zur Nachbarschaft, da praktisch nur sie selbst durch die imposante Architektur geprägt war.
Die vermeintliche Vorzeige-Baustelle der Stalinallee war dann sogar der Ausgangspunkt für den “Volksaufstand vom 17.Juni 1953”. Von der Gegend um den Strausberger Platz zogen wütende Arbeiter in das Zentrum Berlins, um u.a. gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen und für mehr Freiheiten zu demonstrieren.
Erst viele Jahre nach Stalins Tod erfolgte die Umbenennung der Straße und die Demontage des Stalin-Denkmals. An jenem Herbstag im Jahre 1961 wurde noch ein weiteres städtebauliches Prestigeprojekt umbenannt. Aus Stalinstadt wurde Eisenhüttenstadt.
Der Strausberger Platz bildet den Abschluss der alten Stalinallee. Auf dem durch einen großen Kreisverkehr dominierten Platz verweist ein kleines Karl-Marx-Denkmal auf den künftigen Namensgeber.
Als die Straße dann in den 1960er Jahren als Karl-Marx-Allee bis zum Alexanderplatz verlängert wurde, ist mit dem bisherigen Architekturstil radikal gebrochen worden. Fortan wurde im Stil der Internationalen Moderne luftig und mit viel Glas weitergebaut.
Das Kino International, das Café Moskau oder das Haus des Lehrers mit seinem Mosaik am Ende der Karl-Marx-Allee sind heute unter Denkmalschutz stehende Vertreter der Ostmoderne. Leider ist ein Großteil der alten Dachreklame verschwunden, die der Magistrale das Antlitz eines sozialistischen Boulevards verlieh.
Die passende Stadtführung zur Geschichte der Stalinallee und Karl-Marx-Allee heißt Auferstanden aus Ruinen – Von der Karl-Marx-Allee zum Alexanderplatz.
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Infobox
Stalinalle/ Karl-Marx-Allee
Karl-Marx-Allee, 10178 Berlin
Anreise: U-Bahn bis “Frankfurter Tor” oder “Strausberger Platz”
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