Die Geisterstadt im märkischen Sand

Die Tage dieser sowjetischen Geisterstadt sind gezählt, denn hier entsteht in Zukunft ein lebendiger Stadtteil. Damit wird ein bekannter Lost Place bei Berlin verschwinden.

Es gibt vergessene Orte, die waren nie wirklich vergessen. Die Nähe zur großen Stadt zog genauso Neugierige an, wie die großartige Kulisse, die dieser Lost Place bot. Daher wurden hier auch verschiedene Filmproduktionen realisiert.

Diese Geisterstadt hatte ihren Ursprung Mitte der 1930er Jahren. Die Nationalsozialisten errichteten hier eine Kaserne für die Reiter-Elite der Wehrmacht. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieg, während die Schlacht um Berlin tobte, wurde das Oberkommando der Wehrmacht auf der Flucht in Richtung Westen kurzzeitig hier einquartiert.

Die sowjetische Armee übernahm die über 100 Hektar große Kasernenstadt nahezu unzerstört. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort für das eigene Oberkommando in der zukünftigen Sowjetischen Besatzungszone war diese Kaserne ein heißer Kandidat. Denn die Kaserne war gerade einmal ein paar Jahre alt und bot ausreichend Platz – sie war vergleichbar mit einer Kleinstadt, mit einem Heizwerk energieautark und mit unterschiedlichen Stadtteilen. Die städtebauliche Vielfalt wurde zur Zeit der sowjetischen Nutzung noch erweitert. So liegt direkt neben der einstigen deutschen Offizierssiedlung mit Einfamilienhäusern ein Stadtteil mit Plattenbauten aus den 1970ern und 1980ern.

In den Jahrzehnten der sowjetischen Nutzung waren hier u.a. Panzertruppen und motorisierte Mot-Schützen stationiert, sicher auch im Kontext des Kalten Krieges vor den Toren der deutschen Hauptstadt. In dieser sowjetischen Kasernenstadt lebten bis zur politischen Wende etwa 10.000 Sowjetsoldaten, Offiziere, Familienangehörige und Zivilangestellte. Von der Präsenz der Familien zeugen die ehemaligen Schulräume, mit den typischen kindlich-naiven Wandbildern.

In einigen Gebäuden fand man bis zuletzt noch sowjetische Graffiti, die auf den ersten Blick irritierten. Denn die „Für Stalin“ oder „Tod den faschistischen Okkupanten“ Graffiti sind keine Originale, sondern ein Überbleibsel einer Filmproduktion. Originale sind hingegen große sowjetische Wandbilder, auf denen Revolutionsführer W.I. Lenin und Sowjetsoldaten abgebildet sind.

Im Gegensatz zu der Geheimdienststandorten wie dem Potsdamer Militärstädtchen Nr.7 waren die Grenzen dieser sowjetischen Kaserne besonders in den letzten Jahren durchlässiger. Das „Magasin“ – die sowjetische Kaufhalle – war bei der Bevölkerung sehr beliebt und vom Loch im Zaun führte ein Trampelpfad direkt dorthin.

Im Jahr 1991 wurde diese sowjetische Kaserne aufgegeben. Sie war somit einer der ersten Standorte, von denen die Sowjetarmee abzog, denn erst im Sommer 1994 hatten die letzten russischen Soldaten Deutschland verlassen.

Für die Umwandlung in ein neues Wohngebiet finden bereits Arbeiten statt. So wurden die Plattenbauten beispielsweise bereits komplett abgerissen.

Stadtführungen in Berlin, Stadtführungen in Potsdam sowie Ausflüge in die Region zur sowjetischen Geschichte gibt es bei “Berlins Taiga”.

Weitere Artikel zu sowjetischen Lost Places in Brandenburg und Berlin gibt es auf unseren Seiten.

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Infobox

Zu diesem Lost Place veröffentlichen wir keine Adresse und markieren sie nicht auf unserer virtuellen Karte. Wir bitten um Verständnis.

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