Während der Schlacht um Berlin erlebte die kleine Nieplitz-Stadt Treuenbrietzen ein dramatisches Kriegsende. Im April 1945 gab es gleich zwei Massaker in Treuenbrietzen.
Am 21.April erreichten Einheiten der 1.Ukrainischen Front der Roten Armee die Kleinstadt Treuenbrietzen. Die weißen Fahnen am Rathaus markierten, dass die Stadt kamplos übergeben werden sollte. Es soll jedoch zu einem Zwischenfall gekommen sein, als ein SS-Mann einen ranghohen sowjetischen Offizier erschoss. In der Nacht zum 23.April eroberten deutsche Truppen der so genannten „Armee Wenck“ die Stadt kurzzeitig zurück.
Das verträumte Fläming-Städtchen Treuenbrietzen war zur Zeit des Nationalsozialismus ein bedeutender deutscher Rüstungsstandort. Aus dem Zwangsarbeiterlager der Munitionsfabrik „Sebaldushof“ wurden nun 131 italienische Zwangsarbeiter zu einer Kiesgrube bei Nichel vor den Toren der Stadt gebracht und dort von deutschen Soldaten erschossen – nur vier Italiener überlebten das Massaker, indem sie sich tot stellten oder durch die Leichen der anderen
Noch am selben Tag eroberte die Rote Armee Treuenbrietzen zurück. Nun wurden Einwohner aufgefordert ihre Häuser zu räumen. In einem Wald am Stadtrand wurden anschließend Duzende erschossen. Einem Gutachten des Landes Brandenburg zufolge soll es zwischen 30 und 166 Opfer gegeben haben. Heute wird in Treuenbrietzen der 23.April als ein offizieller Gedenktag begangen. Ein Gedenkort befindet sich zentral am südlichen Rand der Altstadt.
Der Ehrenhain an der Jüterboger Straßer ist eine Anlage, an der sich mehrere Gedenkfriedhöfe aneinanderreihen. Im hinteren Bereich befindet sich eine Säule, die den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 thematisiert. Daran schließt sich ein Friedhof für im Ersten Weltkrieg Gefallene an. Im Jahr 2010 kamen schließlich ein Bereich mit Gedenkstein und Namenstafeln für die gefallenen deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg hinzu.
Zur Straße am Haupteingang befindet sich schlussendlich der sowjetische Ehrenfriedhof der Stadt, auf dem rund 480 sowjetische Soldaten und Offiziere ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Der sowjetische Ehrenfriedhof ist symmetrisch angelegt und wird in der Mitte von der Hauptachse des Ehrenhains geteilt. Links und rechts liegen die Grabplatten in der Erde eingelassen. Den Abschluss bilden jeweils ein großer Gedenkstein aus rötlichem Granit der rechtsseitig auf Russisch und linksseitig auf Deutsch mit einem heroischen Leitspruch beschriftet ist. Zusätzlich angebracht ist eine Tafel, die zwei Helden der Sowjetunion ausweist. Oberleutnant F.I. Schartschinksi ist am 21.April beim ersten Eintreffen der Roten Armee in Treuenbrietzen gefallen. Er gehörte zu einer kleinen Einheit, die als erstes auf ein Lager mit Zwangsarbeiter stießen. Bei den Kämpfen um die Befreiung des Lagers wurde der 31-jährige Schartschinski tödlich verwundet und postum als „Held der Sowjetunion“ ausgezeichnet.
Neben dem Granitstein befindet sich jeweils eine schwarze Stele auf der Namen der Gefallen aufgelistet werden. Gleichzeitig verkünden die Stelen, dass die Erde hier zahlreiche unbekannte Soldaten birgt.
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Infobox
Sowjetischer Ehrenfriedhof Treuenbrietzen (Советское воинское кладбище Тройенбрицен)
Jüterboger Straße, 14929 Treuenbrietzen
52°05'38.4"N 12°52'19.8"E
Sonstiges: Webdoku "Im Märkischen Sand" über das Massaker an italienischen Zwangsarbeitern
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