Die Steppe des Kalten Krieges

Geschosshülsen und Raketenreste lassen die endlosen Weiten eines ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatz wie eine Steppenlandschaft des Kalten Krieges erscheinen.

Berlin ist nicht weit. Lässt man jedoch den Blick in die Landschaft hinaus schweifen, hat man eher das Gefühl, in einer weit entfernten Steppe zu sein als in Brandenburg. Eine unheimlich beruhigende Stille erfüllt die Landschaft, doch bis vor wenige Jahrzehnte war es hier alles andere als friedlich.

Die Umgebung wurde intensiv für militärische Zwecke genutzt, sodass die Spuren in der Landschaft bis heute erhalten geblieben sind. Nicht nur die offenen Weiten zeugen von den einstigen Militärübungen, sondern vor allem die im Boden steckenden und im Sand liegenden Munitionsreste, Geschosshülsen und Raketenteile. Neben kleinkalibrigen Geschossen aus Bordkanonen der Kampfflugzeuge rosten auch größere Raketenteile in der Einöde vor sich hin.

Wie viele andere militärische Objekte in der Region wurde dieser Truppenübungsplatz nicht von der Sowjetarmee angelegt, sondern lediglich übernommen, da er zuvor schon genutzt wurde. In den 1950er Jahren wurde das Areal jedoch erweitert, wofür sogar ein Dorf geräumt wurde. Dort wo sich einst das Dorfleben abspielte, war später ein Kernbereich der Schießübungen, die sowohl mit Panzern als auch mit Flugzeugen durchgeführt wurden.

Die gesamte sowjetische Militärpolitik war spätestens seit den 1950er Jahren auf den Kontext des Kalten Krieges ausgerichtet und die sowjetischen Truppen in der damaligen DDR bildeten die Speerspitze der Sowjetarmee, da sich hier die Frontlinie für eine potentielle militärische Auseinandersetzung mit den NATO-Staaten befand.

Für die Bevölkerung in der Umgebung blieb der Übungsbetrieb freilich nicht im Verborgenen. Die Landstraße, die den Truppenübungsplatz durchquert, musste häufig gesperrt werden, damit keine Zivilisten gefährdet wurden. Trotzdem kam es auch in den umliegenden Siedlungen zu brenzligen Situationen oder gar Unfällen.

Mit der Politik der Perestroika in der UdSSR und der politischen Wende 1989/90 wurde das Ende der Stationierung sowjetischer Truppen eingeleitet. Im Sommer 1992 wurde auf dem Truppenübungsplatz der Betrieb eingestellt und das Areal anschließend deutschen Behörden übergeben.

Obwohl das Gebiet vor nunmehr vielen Jahren geräumt wurde und auch illegale Schrottsammler unterwegs waren ist davon auszugehen, dass noch heute Gefahren von Munitionsresten ausgehen können. Das Betreten des ehemaligen Truppenübungsplatzes ist daher verboten und entsprechende Schilder weisen darauf hin.

Dies dient auch dem Schutz der Natur, die sich dort immer weiter ausbreitet und sich eine Landschaft zurückholt, die der Mensch in Vorbereitung von Kriegen verwüstete. Vorboten der friedlichen Zeit sind die Birken, die mit ihrer weißen Rinde die Unschuld der Natur scheinen darstellen zu wollen. Mancherorts haben sie nach über zwei Jahrzehnten bereits eine stattliche Höhe erreicht.

In einigen Jahrzehnten wird die Steppe verschwunden sein und sich der Wald wohl endgültig durchgesetzt haben. Allerdings kommt es insbesondere in den trockenen Sommermonaten häufig zu schweren Waldbränden in Brandenburg. Die ehemaligen Militärflächen sind von den Waldbränden besonders betroffen, weil die Löscharbeiten infolge der Kampfmittelreste erschwert werden.

Weitere interessante Orte aus den Rubriken “Lost Places” und “Sowjetarmee in Deutschland” sowie Stadtführungen zur sowjetischen Geschichte gibt es auf unseren Seiten.

Interesse an sowjetischen Hinterlassenschaften an der eigenen Wand oder als Geschenk? Lost-Places-Poster in unserem Shop!

Infobox

Zu diesem Ort veröffentlichen wir keine Ortsangabe. Wir bitten um Verständnis.

close

Informiert bleiben!


Anmeldung zu unserem Newsletter
Der Newsletter von BERLINS TAIGA informiert 4 bis 6 mal pro Jahr über Neuigkeiten, unsere Touren und Stadtführungen, neue Blog-Beiträge aus dem digitalen Ausflugsbegleiter (Lost Places, Friedhöfe & Ehrenmäler etc.). Kein Spam. Versprochen! Informationen zur Anmeldung, Datennutzung und Widerruf gibt es in den Datenschutzbestimmungen.