Friedensstadt – die ehemalige sowjetische Garnison Glau

Friedensstadt bei Blankensee südlich von Berlin ist eine historisch spannende Siedlung. Von der Religionsgemeinschaft Johannische Kirche gegründet, wurde sie über Jahrzehnte von der Sowjetarmee genutzt.

Wenn sich Touristenbusse in diesen Teil des Naturparks Nuthe-Nieplitz südlich von Berlin verirren, dann halten sie meist im schönen Dorf Blankensee am gleichnamigen See. Nur einen Steinwurf von Blankensee befindet sich das Naturparkzentrum mit großem Freigehege, das zur ehemaligen sowjetischen Garnison Glau gehörte. Hier übten Panzer und Pioniere auf einem großen Testgelände. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich jedoch eine Siedlung, die auf dem ersten Blick vielleicht wenig einladend aussieht, aber deren Besuch sich durchaus lohnt.

Der Ort mit dem Namen Friedensstadt Weißenberg entstand in den 1920er und 1930er Jahren als Zentrum der jungen Religionsgemeinschaft Johannische Kirche. 1935 wurde die Kirche von den Nationalsozialisten verboten und die SS übernahm das Gelände. In den letzten Kriegsjahren befand sich hier sogar ein Außenlager des KZ Sachsenhausen.

Unmittelbar nach dem Krieg übernahmen die sowjetischen Streikräfte das Areal. Stationiert waren hier eine Pionier- sowie später eine Raketeneinheit, die über die im Kalten Krieg berüchtigten Mittelstreckenraketen RSD-10 verfügten. Diese auf mobilen Abschussrampen transportierten Raketen konnten mit nuklearen Sprengköpfen versehen werden.

Neben der Nutzung des bereits vorhandenen Bestandes an Gebäuden wurde das Gelände zur Zeit der sowjetischen Nutzung um DDR-typische Bauten ergänzt.

So steht im Westteil der Siedlung noch ein typischer DDR-Plattenbau, der in den 1970er Jahren für die sowjetischen Offiziersfamilien und Zivilangestellten errichtet wurde. Im Gegensatz zu vielen anderen wieder genutzten und bereits sanierten Gebäuden ist die Platte noch in ihrem Originalzustand. Die typische sowjetische Gebäudemarkierung, ein Kreis mit einer Nummer, prangt noch heute an der Waschbeton-Fassade.

Daneben befindet sich ein Flachbau mit großen Schaufenstern – das ehemalige Unteroffiziersheim der Sowjetarmee, das 1970 gebaut wurde. Heute befindet sich hier ein Begegnungscafé. Das im Zentrum gelegene ehemalige Offizierskasino hat die für sowjetische Kasernen typische putzlose Fassade, mit den übereinander gemauerten, weißen Steine.

Die Friedensstadt liegt in einer reizvollen Landschaft, am Hang der Glauer Berge. So zieht sich die Siedlung terrassenförmig einen Teil des Hanges hinauf. Hat man schließlich den sandigen und mit Kiefern bewachsenen Gipfel erklommen, kann man einen schönen Ausblick auf die Umgebung genießen.

Am 29.März 1994 fand die offizielle Übergabe der Friedensstadt an die Johannische Kirche statt, die seitdem das Gelände für die Religionsgemeinschaft entwickelt. Viele Gebäude werden heute wieder genutzt und bewohnt, doch manche Spuren der sowjetischen Armee und einige leerstehende Gebäude sind nach wie vor vorhanden. Die Friedensstadt ist somit ein erfolgreiches Konversionsprojekt, also der zivilen Nutzung zuvor militärisch genutzter Objekte. Auch wenn die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist.

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Friedensstadt Weißenberg

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