Erbaut im Stil des Sozialistischen Klassizismus der 1950er Jahre ist das Lichtspieltheater der Jugend in Frankfurt (Oder) ein typischer Kulturpalast der jungen DDR. Das einstige Kulturzentrum der Stadt soll nach jahrzehntelangem Leerstand bald wieder in neuem Glanz erstrahlen.
Mitten im Stadtzentrum von Frankfurt (Oder), nur 200 Meter vom Wahrzeichen Oderturm entfernt steht ein geschichtsträchtiges Gebäude seit 1998 leer: Das Lichtspieltheater der Jugend. Das Kino entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, der in der ehemalige Frontstadt großen Schaden verursachte. Mit der administrativen Neugestaltung der jungen DDR Anfang der 1950er Jahre wurde Frankfurt (Oder) Bezirksstadt und somit Hauptstadt des gleichnamigen Bezirkes.
Beim Wiederaufbau der Stadt bedeutete dies ein höheres Budget und bevorzugte Zuteilung der knappen Ressourcen. Am 1.Mai 1955 war es dann soweit und das Lichtspieltheater der Jugend konnte seine Pforten öffnen. Den Menschen in Frankfurt (Oder) sollte das Kino fortan Unterhaltung und kulturelle Highlights bieten, aber auch als besonderer Veranstaltungsort wie z.B. für Jugendweihen dienen.
In der DDR entstanden vielerorts Kulturpaläste, die sich architektonisch am Sozialistischen Klassiszimus der Sowjetunion orientierten, aber auch „nationale Bautraditionen“ integrierten, was erstmal in der Stalinallee in Ostberlin umgesetzt wurde. Über dem Eingang prangt in roten Lettern der Name: „Lichtspieltheater der Jugend“, der vom Klang schon automatisch auf eine längst vergangene Epoche verweist. Die markante Fassade wird an den beiden Seitenflügeln von zwei Sgraffiti (Sgraffito = durch Kratzverfahren in den Putz aufgetragenes Bild) geschmückt, die das Idealbild des Sozialismus illustrieren sollen. So zeigen die Bilder Szenen aus der Landwirtschaft und Industrie sowie Stadtmotive aus Frankfurt. Neben den Treppen zum Haupteingang stehen zudem zwei Plastiken: eine Landarbeiterin und ein Stahlwerker, denn im Süden des Bezirkes entstand ein Eisenhüttenwerk samt Wohnstadt.
Das Lichtspieltheater der Jugend ist somit ein typisches architektonisches Zeugnis der jungen DDR, während der benachbarte Oderturm (1968-1976) im Stil der Ostmoderne errichtet wurde. In Städten wie Frankfurt (Oder) sind Brüche im Stadtbild besonders sichtbar. Sie verweisen auf die dramatische und wechselvolle Geschichte im 20.Jahrhundert.
Der jahrzehntelange Verfall hat dem Gebäude arg zugesetzt. Lange wurde um das denkmalgeschützte Kulturhaus gerungen, der Abriss und die Überbbauung des Filetgrundstückes diskutiert. Gleichzeitig verstummten in der Stadt nicht die Stimmen, die das Bauwerk als Denkmal und Kulturzentrum retten wollten. Nun wurde es von der Stadt zurückgekauft. Enstehen soll hier das Landesmuseum für Moderne Kunst.
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Zur passenden Stadtführung in Frankfurt (Oder) – Von einer DDR-Bezirksstadt zur Doppelstadt im Herzen Europas u.a. zum ehemaligen Lichtspieltheater der Jugend.
Infobox
Lichtspieltheater der Jugend
Heilbronner Str. 18, 15230 Frankfurt (Oder)
Anreise:
Bus- und Tramhaltestelle „Zentrum“