Der Wildpark Johannismühle bei Baruth war über Jahrzehnte das Sonderjagdrevier für das Oberkommando der sowjetischen Truppen in Wünsdorf. Hier wurde gejagt und ausgiebig gefeiert.
Man sollte nicht allzu sehr Google Maps vertrauen. Die Anfahrt zum Wildpark Johannismühle kann sich mitunter auf abenteuerlichen Forstwegen durch den märkischen Kiefernwald hinziehen, bis man plötzlich vor dem verschlossenen Hintertor steht. Dabei ist der Haupteingang eigentlich ganz bequem von der Bundesstraße B96 zu erreichen.
Zumindest kann man so erahnen, wie sich die sowjetischen Jagdgesellschaften fühlten, wenn sie mit ihren Fahrzeugen die Umgebung erkundeten, denn die Gegend um die Johannismühle war das sowjetische Sonderjagdrevier in Ostdeutschland. Während die DDR-Staatsführung in der Schorfheide in die Jagdhörner bliesen ließ, nutzte die sowjetische Militärführung ein Waldgebiet südlich von Baruth, ganz in der Nähe des Oberkommandos der sowjetischen Streitkräfte in Wünsdorf.
Bereits Ende April 1945 bezogen die sowjetischen Streitkräfte das hiesige Forsthaus, noch während der finalen Schlacht um Berlin. Zunächst wurde hier der Stab der 3.Gardearmee der 1.Ukrainischen Front untergebracht, die von hier aus die Kesselschlacht bei Halbe befehligte.
Schon bald nach Kriegsende wurde die Umgebung zu Jagdzwecken genutzt, doch erst nach dem Umzug des Oberkommandos nach Wünsdorf wurde es zum Sonderjagdgebiet für die sowjetische Generalität erklärt.
Als 1972 die komfortable Wochenend-Datscha fertig gestellt war, ließ man das alte Forsthaus abreißen. Die Datscha liegt im heutigen Zentrum des Wildparks und wird mit seinem großen Kaminzimmer, der Küche, den zwei Apartements und vier Gästezimmern zu Zeiten des Kalten Krieges sicher des Öfteren Schauplatz ausschweifender Gelage der militärischen Prominenz gewesen sein. Die letzte Feier wird wohl im August 1994 der 60.Geburtstag des Oberkommandieren der in Deutschland stationierten russischen Truppen Generaloberst Matwej Burlakow gewesen sein. Als Ende August 1994 der russische Verteidigungsminister für die Abschiedzeremonie in Berlin in der Datscha untergebracht war, verschwanden Jagdtrophäen und Einrichtungsgegenstände aus dem bereits verkauften Haus. Er ließ sie kurzerhand verpacken und mit nach Hause mitnehmen.
Am 1.Mai 1997 eröffnete schließlich der Wildpark Johannismühle, in dem neben heimische Tieren auch Wölfe, Bären und Löwen leben. Der Wildpark ist auch ein Gnadenhof für Tiere, die beispielsweise aus dem ehemaligen Staatszirkus der DDR stammen oder woanders nicht artgerecht gehalten wurden.
In der einstigen Datscha ist heute die Park-Verwaltung und eine Ferienwohnung untergebracht. Von der sowjetischen Nutzungsgeschichte sind praktisch keine erkennbaren Zeugnisse erhalten geblieben.
Neben dem Wildpark Johannismühle ist auch das Wildgehege Glauer Tal aus einer ehemaligen sowjetischen Liegenschaft hervorgegangen.
Infobox
Wildpark Johannismühle
Johannismühle 2, 15837 Baruth/Mark
Anreise: Bahnhof "Klasdorf-Glashütte" / PKW über Bundesstraße 96(!)
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